Igal Avidan: Buch „…und es wurde Licht“

Buchvorstellung von Igal Avidan

Text: Ein interessiertes Pfarreimitglied

Avidans Buch versammelt 50 Zeugnisse von Hoffnung erweckenden Begegnungen und gelebter Nachbar*innenschaft zwischen jüdischen und arabischen Israelis und Palästinenser*innen in verschiedenen Städten Israel-Palästinas. Der Autor las die Geschichten nicht vor, er erzählte sie lebendig nach. Die Fotos der Menschen, denen er für seine Interview begegnete, projizierte er an die Wand und ging immer wieder darauf ein.

Insofern glich die Veranstaltung weniger einer Lesung, mehr einem lebendigen Reisebericht, einer Buchvorstellung. Seine Zeug*innen berichten von bedingungsloser gegenseitiger Hilfe.

Eine Geschichte spiegelt sehr die Geschichte des barmherzigen Samariters wider, nur das der heutige Samariter dafür von seiner eigenen Community abgestraft wird.

Ein anderes Zeugnis handelt von einem ehemaligen Häftling in einem israelischen Gefängnis, der während seiner Haftzeit Hebräisch lernte, studierte und die Häftlinge vertrat – die Selbstvertretung der Häftlinge sei vielleicht demokratischste Institution des demokratischen Staates Israel, da es weder Schmiergelder noch Posten zu verteilen gäbe. Der ehemalige Häftling setzt sich bis heute für eine friedliche Verständigung im Nahen Osten ein.

Ein drittes Zeugnis erklärt über Privilegien und De-Privilegierung und den damit verbundenen Zugang zu Institutionen den Titel des Buches. Statt zu spoilern möchte ich sehr einladen, das Buch selbst zu lesen. Es ist im Buchhandel zum Preis von 18 € (E-Book 13,99 €) erhältlich.

Igal Avidan teilte zu seinen Begegnungen immer wieder Updates, wie es den Menschen seit dem 7. Oktober 2023 erging. Was er in den Zeugnissen, die er sammelte, immer wieder zeigt: Es kommt auf die persönliche Beziehung an, die er zu seinen Interviewpartner*innen aufbaute.

Nach der sehr ausführlichen Lesung diskutierte unsere Pastoralreferentin Lissy Eichert mit Igal Avidan und dem Neuköllner Imam Mohamed Taha Sabri. – Avidan und Sabri kennen sich schon länger.

Dabei wurde selbstverständlich die Frage nach dem Zusammenleben in Neukölln aufgeworfen.

Es gibt auch hier in Neukölln Projekte, die sich um die Verständigung im guten nachbarschaftlichen Zusammenleben bemühen, wie beispielsweise „Rollberg Shalom“.

Bemängelt wurde, dass Medien vornehmlich Geschichten des Scheiterns und von Konflikten veröffentlichen, aber kaum die des sehr alltäglichen, unspektakulärem gelingendem Zusammenlebens. – Vielleicht mag der Tagesspiegel die Idee aus dem Publikum eine Kolumne „Good News des Zusammenlebens“ zu starten ja in die Realität umsetzen?

Beide, Avidan und Sabri, stimmen hierbei dem arabischen Anwalt, einem der Zeugnisgebenden in dem Buch „… und es wurde Licht!“ zu: „Die meisten Menschen sind gut.“

Es wurde die Frage aufgeworfen, ob beziehungsweise wie Begegnung in Neukölln möglich sei, solange anderswo Ungerechtigkeit herrsche. Dabei wurde auf die Veranstaltung im Nachbarschaftshaus Körnerpark von der Bürgerstiftung Neukölln zur Frage „Wie weiter nach dem 7. Oktober?“ Bezug genommen. Auf die aufgeworfene Frage, ob die durch Staaten gewaltvoll durchgesetzten (De-)Privilegierungen nicht notwendigerweise mehr trennend als vereinend wirken, entgegnete Sabri, dass der Staat den Rahmen aber so stecken müsse, dass Frieden geschaffen werde.

Von manchen Interviewpartner*innen habe Avidan gespürt, dass er für ihre Diskriminierung als mitverantwortlich angesehen wurde. Das wiederum geduldig zu ertragen, sei nicht leicht gewesen. Zu guter Letzt lud Imam Sabri den Journalisten und Sachbuchautor Avidan mit seiner Lesung in seine Moschee ein.

Wer die Lesung verpasste, wird in Neukölln also demnächst wieder die Gelegenheit haben, den Zeugnissen friedlichen Zusammenlebens in Israel-Palästina zuzuhören. Abschließend gab es bei Getränken die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen.